Einsamkeit wirksam bekämpfen – Angebote zur Prävention und gegen soziale Isolation in NRW ausbauen!

Einsamkeit wirksam bekämpfen – Angebote zur Prävention und gegen soziale Isolation in NRW ausbauen!

Die Bekämpfung von Einsamkeit ist ein wichtiges Anliegen der SPD-Landtagsfraktion. Bereits in der letzten Legislaturperiode hat eine Enquetekommission mehr als 60 Vorschläge gegen Einsamkeit erarbeitet und Ministerpräsident Hendrik Wüst hat das Thema in seiner Regierungserklärung oben auf die Agenda gesetzt. Bisher ist wenig passiert, und die Beantwortung unserer Großen Anfrage zeigt einmal mehr, dass wir ein aktives Handeln durch Minister Laumann nicht erwarten können.

Fest steht: Die Einrichtung einer Stabsstelle „Demografischer Wandel und Einsamkeit“ in Wüsts Staatskanzlei wird nicht die Lösung bringen. Bis heute ist völlig unklar, welche Aufgaben dort übernommen werden sollen. Der Eindruck drängt sich auf, dass offensichtliche Zusammenhänge nicht verstanden werden. Dass Armut ein Brandbeschleuniger für Einsamkeit ist und folglich Armutsprävention und -bekämpfung auch ein wirksames Mittel gegen Einsamkeit sind, scheint die Landesregierung immer noch nicht zu sehen.

Um CDU und Grüne zum Handeln zu ermutigen, haben wir deshalb in dieser Woche einen Antrag ins Plenum eingebracht, in dem wir die Landesregierung auffordern, GemeindeschwesterPlus-Projektmodelle in ausgewählten Kommunen in Zusammenarbeit mit den landesweiten Pflegestützpunkten in jedem der fünf Regierungsbezirke in NRW auf den Weg zu bringen. Im Rahmen des Projektes sollen Pflegekräfte Hochbetagte Menschen in deren Zuhause besuchen und durch präventive Informations- und Beratungsangebote beraten und unterstützen. Ziel ist es, dazu beizutragen die Selbstständigkeit hochbetagter Menschen möglichst lange zu erhalten, eine Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder hinauszuzögern und durch gezielte Angebote und Interventionen Vereinsamung verhindern oder lindern. Hochbetagten soll auf diese Weise auch möglichst lange die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht werden.

Das GemeindeschwesterPlus-Projekt wurde bereits von 2015 bis 2018 in Rheinland-Pfalz erprobt und dessen positive Effekte sind wissenschaftlich belegt. Die eingesetzten speziell geschulten Pflegekräfte haben rund 7.000 präventive Hausbesuche durchgeführt und dabei mehr als 3.000 hochbetagte Menschen zu deren Gesundheits-, Pflege- und Lebenssituation beraten. Rund jeder fünfte der beratenen Menschen hatte den Kontakt zu den Gemeindeschwestern aus Einsamkeit gesucht. Unser Antrag wurde trotz der positiven Erfahrungen aus Rheinland-Pfalz und der erwiesenen Wirksamkeit abgelehnt.

Die Regierungsfraktionen haben ebenfalls, wohl als Reaktion auf unsere Große Anfrage, einen Antrag eingebracht, der jedoch noch einmal bestätigt, was wir schon befürchtet haben: Die Landesregierung nimmt das Thema nicht wirklich ernst und arbeitet sich nicht richtig ein. Das Ehrenamt ist im sozialen Bereich unverzichtbar und von unschätzbarem Wert, aber Ehrenamt braucht auch Hauptamt und solide Strukturen. Das kostet Geld, das die Landesregierung aber offensichtlich nicht bereit ist in die Hand zu nehmen. Dann erkennt die Landesregierung den Zusammenhang zwischen Armut und Einsamkeit nicht, obwohl längst belegt ist, dass Armut isoliert und soziale Teilhabe erschwert, was wiederum zu Einsamkeit führen kann. Gleichzeitig weiß die Landesregierung selbst nicht, welche Angebote es zur Bekämpfung von Einsamkeit in NRW bereits gibt. Damit fehlt jegliche Grundlage um die Einsamkeitsbekämpfung strategisch und nachhaltig anzugehen.

 

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