Enquete-Kommission „Chancengleichheit“

Nach fast vier Jahren Grundschule können viele Kinder kaum lesen. Dies ist ein zentrales Ergebnis der im Mai veröffentlichten IGLU-Studie. Auch der IQB-Bildungstrend von Herbst 2022 belegt, dass bis zu 30 Prozent der Grundschüler:innen bei den Kernkompetenzen Lesen, Rechnen und Schreiben nicht die Mindeststandards erreichen. Als wäre dies nicht erschreckend genug, zeigt der nationale Bildungsbericht von 2022, dass Bildungschancen stark vom Hintergrund des Elternhauses bzw. der sozioökonomischen Herkunft abhängen Bildungsungleichheit soll sich gar reproduzieren und verfestigen. Unser Bildungssystem ist nachgewiesen nicht in der Lage, Chancengleichheit zu gewährleisten.

Wir müssen hier dringend an einer Kehrtwende arbeiten. Die schwarz-grüne Landesregierung muss Lösungen entwickeln, wie NRW Bildung wieder oberste Priorität einräumt und Chancengerechtigkeit ermöglicht. Es wäre absolut falsch, wenn wir hoffen, dass die vom MSB schnell verkündete Maßnahme 3x 20 Minuten Lesen pro Woche all unsere Probleme in den Grundschulen lösen wird. Für eine Antwort auf die aktuellen Herausforderungen bedarf es weiterer empirisch- wissenschaftlicher Erkenntnisse und einer fraktionsübergreifenden Zusammenarbeit im Rahmen einer Enquetekommission.

Wir brauchen eine Untersuchung der strukturellen und finanziellen Gegebenheiten, der didaktischen, methodischen und materialbasierten Aufbereitung, der Bildungsinhalte und der vielseitigen Möglichkeiten im physisch präsenten wie digitalen Bereich. Dabei müssen die Übergänge – also Kita zur Grundschule und Grundschule zur weiterführenden Schule und dann der Übergang in die berufliche / akademische Phase – im Vordergrund stehen. Ziel wäre es, die jeweils verlangte Fähigkeit eines Kindes, sei es die Schulfähigkeit, die Studier- oder die Ausbildungsfähigkeit zu betrachten, zu bewerten und langfristig so zu entwickeln, dass Chancengleichheit in der Bildung für alle erreicht werden kann

Die Übergänge sind entscheidende Schritte im Leben der Kinder wie Familien. Schulzeit im Gesamten sowie die Übergänge im Spezifischen dürfen nicht überwiegend mit Leistungsdruck, Prüfungsstress und (Versagens-) Ängsten verbunden werden. Das wäre fatal mit Blick auf die mentale Gesundheit. Wir müssen Schule wieder im Sinne und zum Wohle der Schüler:innen denken, im Übrigen auch im Sinne der Lehrer:innen und anderen pädagogischen Fachkräfte weiterentwickeln.

Für all diese Fragen muss eine Enquetekommission „Chancengleichheit in der Bildung“ eingesetzt werden, die die Expertise aus Wissenschaft und Praxis stark miteinbezieht. Schule muss neu gedacht werden. NRW braucht ein solides Fundament für Chancengleichheit, das individuelle Bildungsmöglichkeiten jeder Form eröffnet und diese im gleichen Maße wertschätzend in den Blick nimmt. Allem voran brauchen die Kinder und Jugendlichen in unserem Land ein chancengerechtes Bildungssystem!

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2023-05-26