Fachgespräch und Filmstart “Green Border” – “Ein Weckruf zur Solidarität”

Der Filmstart von “Green Border” von Agnieszka Holland am 1. Februar im Odeon in Köln war nicht nur ein filmisches Highlight, sondern eröffnete auch einen tiefgreifenden Dialog über die Realität an den EU-Außengrenzen. Im Vorfeld fand ein Fachgespräch statt, das zentrale Themen des Films aufgriff und die drängenden sozialen und politischen Fragen unserer Zeit intensiv beleuchtete. Dabei platzte der Kinosaal aus allen Nähten.

Unter der Moderation von Franziska Hilfenhaus, Journalistin und Mitglied der Kooperative W, beleuchtete die SPD-Europakandidatin Claudia Walther die aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen im Kontext der Menschenrechte an den EU-Außengrenzen sowie zum Gemeinsamen Asylsystem der EU. „Das individuelle Recht auf Asyl ist für mich nicht verhandelbar“, betonte sie. Während Nidal Rashow, ehemaliger Stipendiat der FES und Sozialarbeiter, persönliche Einblicke in seine Fluchtgeschichte aus Syrien und die Integrationsbemühungen in Deutschland gewährte. Sarah Schneider, Vorsitzende von Medical Volunteers International e.V., hob hervor, dass die Einhaltung der Menschenrechte an allen EU-Außengrenzen in vielen Fällen nicht gewährleistet wird.

“Täglich bezahlen Menschen an der polnischen Grenze auf ihrer verzweifelten Flucht mit ihrem Leben – sei es durch Erschöpfung, Kälte, Hunger oder Durst. Die Grenzschützer behandeln die Geflüchteten nicht als Schutzsuchende, sondern wie Staatsfeinde und zwingen sie durch rücksichtslose sowie illegale Pushbacks zurück nach Belarus. Das Leid der Menschen an den EU-Außengrenzen ist kaum zu ertragen. Der Film ist nicht nur ein Aufruf zur Solidarität, sondern ein lauter Weckruf, nicht wegzuschauen. Es ist höchste Zeit, sich bewusst zu machen, dass wir Veränderungen herbeiführen müssen, um das unermessliche Leid zu lindern. Die Geschichten, die wir im Film gesehen haben, sind keine abstrakte Fiktion, sondern ein schmerzhafter Ausschnitt aus der täglichen Realität. Wir müssen die Grundrechte aller Menschen schützen. Das ist nicht nur eine politische Notwendigkeit, sondern vor allem unsere moralische Pflicht,” so Claudia Walther im Anschluss an den Film.

Der Film “Green Border” selbst ist das Ergebnis eines intensiven Rechercheprozesses. Regisseurin Agnieszka Holland und ihre Koautoren sprachen mit Beteiligten auf allen Seiten – Grenzschützern, Geflüchteten, Menschenrechtsaktivisten und Ärzten. Jede im Film dargestellte Situation hat ihr Vorbild in der Realität. Trotz Anfeindungen und Bedrohungen seitens der damals regierenden PIS-Regierung avancierte der Film zum besucherstärksten Film des Jahres in Polen.