Wir haben uns in den letzten Wochen intensiv mit der Lage am Haus Fühlingen nach dem großen Abladen von Elektrogeräten Ende Juli beschäftigt und mit der Stadt an einer Verbesserung der Situation gearbeitet. Hier findet ihr eine Übersicht über die Entwicklung der letzten Wochen und unsere Forderungen für die Zukunft.
Im Februar haben wir bereits ausführlich über die ungewisse Zukunft des Haus Fühlingen berichtet, die seit Jahren viele Menschen in der Bevölkerung und damit auch die örtliche Politik beschäftigt. Mehrere Investoren haben sich in den letzten Jahrzehnten darum bemüht, das Haus Fühlingen zu sanieren und einer neuen Nutzung zugänglich zu machen. Allerdings sind alle Projekte ausnahmslos gescheitert.
Durch die Insolvenz der Eigentümerin (Dolphin Trust GmbH) des Haus Fühlingen, hat sich die Situation in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert. Die Stadt Köln hat seitdem nicht mehr die Möglichkeit mit der Eigentümerin selbst zu kommunizieren, sondern muss alle baulichen und technischen Fragen mit der Insolvenzverwaltung der Dolphin Trust GmbH erörtern. Die Verkehrssicherungspflichten für das marode Gebäude werden nicht eingehalten. Zudem ist das Gelände mittlerweile eine Mülldeponie geworden.
Nachfolgend auf ein unter anderem von uns initiierten Fachgesprächs zum Haus Fühlingen im letzten Jahr, hatte die Verwaltung im Februar den aktuellen Sachstand zum Haus Fühlingen mitgeteilt. Eine denkmalfachliche Begehung des Areals im Jahr 2020 hat nach Auffassung des Amtes für Denkmalschutz und Denkmalpflege der Stadt Köln ergeben, dass beim Haus Fühlingen keine Denkmaleigenschaft im Sinne des § 2 Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen (DSchG NRW) erkennbar ist. Die Stadt Köln möchte daher das Objekt aus der Denkmalliste nach § 3 DSchG NRW löschen. Ein Verfahren hierzu wurde eingeleitet.
Jetzt haben wir die traurige Gewissheit: Das Verfahren ist abgeschlossen und mit Datum vom 16.05.2023 wurde das Haus Fühlingen aus der Denkmalliste der Stadt Köln gelöscht. Eine Klage des Eigentümers gegen die Löschung erfolgte nicht, somit ist die Austragung aus der Denkmalliste rechtskräftig. Das Objekt steht nicht mehr unter Denkmalschutz. Weil es sich bei dem Grundstück um einen sogenannten Außenbereich handelt und nach der Austragung aus der Denkmalliste keine baurechtliche Ausnahme mehr zutrifft, kann dort zukünftig nicht mehr gebaut werden. Damit ist das Ende des Haus Fühlingen besiegelt. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie lange das Haus Fühlingen noch steht, bevor es abgerissen wird.
Viele Probleme – insbesondere die Müllfrage – bestehen weiterhin. Vor einem Monat ist die Situation auf die Spitze getrieben worden, als Kühlschränke, Fernseher, Elektrogeräte, Fritteusen, Möbel usw. abgeladen wurden. Der Müllberg ist immer höher geworden und niemand eingeschritten. Deshalb haben wir uns unverzüglich an die Stadt Köln gewendet und gemeinsam mit vielen Menschen – die eine Meldung über die Sag’s Uns-App der Stadt durchgeführt haben – auf die Situation aufmerksam gemacht. Innerhalb weniger Tage haben wir eine Antwort von Stadt und AWB erhalten, die daraufhin großzügig die Elektrogeräte abgeräumt haben.
Damit haben wir uns aber nicht zufrieden gegeben, denn neben den großen Elektrogeräten hat sich vor dem Haus Fühlingen noch deutlich mehr Müll angesammelt. Also haben wir uns an das Umwelt- und das Ordnungsamt gewandt mit Verweis auf die schwierige Situation mit dem Insolvenzverwalter und auf Umweltbelastungen durch das illegale Abladen von Sperrmüll angesichts der Lage des Haus Fühlingen im Wasserschutzgebiet Weiler (Wasserschutzzone III A) sowie im Landschaftsschutzgebiet und der unmittelbaren Nähe zur Sport- und Erholungsanlage Fühlinger See.
Die Stadt Köln hat wegen dieser potenziellen Gefährdungslage Bohrungen durchführen lassen, die (leider) zu keinem Ergebnis gekommen sind. Damit hat die Stadt keine Berechtigung, auf privatem Grundstück Müll zu entfernen. Eine bittere Erkenntnis.
Wir bedauern die fatale Entwicklung und Verwahrlosung des Haus Fühlingen in den letzten Jahren durch das perfide Geschäftsmodell der Dolphin Trust GmbH. Die Aufsichtsbehörden müssen spätestens jetzt für dieses Vorgehen sensibilisiert sein und zukünftig frühzeitiger einschreiten!
Was folgt für uns daraus:
1. Die Stadt und die deutschen Aufsichtsbehörden braucht zukünftig stärkere Kontroll- und Handlungsmöglichkeiten, wenn zukünftig Heuschrecken wie die Dolphin Trust GmbH wieder denkmalgeschützte Gebäude verwahrlosen lassen. Dieses Vorgehen hatte bei der Gesellschaft System und ist zur bundesweiten Debatte worden.
2. Wir setzen uns für die Errichtung einer Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus und Zwangsarbeit im Kölner Norden an der Stelle des Haus Fühlingen ein.
